Au Revoir..

..wenn man müde von all dem ist, was einen wach hält.

Zwei Jahre ist es inzwischen her, als ich kurz vor meinem Arzttermin zur Auswertung des Check-ups stand und sichtlich nervös wurde. Wie so oft machte ich mir eigentlich kaum Gedanken um meine Gesundheit, weil ich ja merkte, dass es mir grundsätzlich gut geht. Einzig an meiner mentalen Gesundheit zweifelte ich, doch das würde meine Ärztin ja nicht erfahren, wenn ich nichts sage. Die letzten Wochen waren beruflich und privat sehr anstrengend, doch wem geht es nicht so? Dass ich mir seit Jahren kaum eine Auszeit gönne, ist ja normal geworden und es geht vielen Menschen ähnlich, also warum sollte ich nicht auch damit umgehen können? Während meine Gedanken schweiften, klingelt das Diensthandy – wie so oft, wenn ich eigentlich schon Feierabend hatte oder im Urlaub war. Zu Anfang war das anders, aber irgendwann wies mich mein Chef auf seine Erwartungen hin und ich nahm sie mir an. Immer wieder starrte ich auf dieses Telefon, stets in der Erwartung, dass irgendjemand noch eine Frage hat. Gefühlt hatte ich eh zwei Jobs zu meistern und die seit Jahren gewünschte Unterstützung blieb genauso lange aus. Auch wenn ich wusste, dass die Welt ohne mich nicht untergeht, versuchte ich stets und ständig für alle da zu sein. Naja, für alle außer für mich. Monatelang fühlte ich mich leer, demotiviert und gestresst. Der Nachwuchs beklagte bereits meine wankelmütige Laune und natürlich tat es mir leid, nicht so zu sein, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich war sicher, kein Einzelfall zu sein und überlegte wirklich, ob ich etwas sagen sollte. Als ich schlussendlich im Arztzimmer saß und die Ärztin mir sagte, dass körperlich alles in Ordnung ist, begann ich, wie von selbst zu erzählen. Nachdem meine Lippen die ersten Worte formulierten, spürte ich Tränen in mir aufsteigen und einen Anflug von Freiheit. Die Last auf meinen Schultern wurde durch ein paar Worte weniger, ich wischte die Tränen beiseite und wusste in dem Moment, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Man selbst denkt ja oft genug, dass man abgestempelt wird, Erschöpfung nur ein Mythos ist und alle anderen ihr Leben so viel besser meistern. Tatsächlich aber laufen viele Menschen unter dem alltäglichen Leistungsdruck in ihrem Hamsterrad. Es dreht sich immer und immer wieder, bis man kraftlos und müde geworden ist. Das Leben zu genießen und mental gesund zu sein, hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Unterstützt durch meine Ärztin zog ich die Reißleine. Ich begann, auf meinen Körper zu hören, der mir durch Erschöpfung und Müdigkeit schon lange zeigen wollte, dass ich dringend eine Pause einlegen und ein paar Dinge zu meinen Gunsten ändern musste…

by Seo Tiger

Wer glücklich sein will, braucht Mut… Mut zu Veränderung, neue Brücken zu bauen, alte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen

Unbekannt

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