..weil alles, was wir erleben, Spuren in uns hinterlässt.
Manchmal merkt man erst im Rückblick, wie lange ein Mensch schon Teil der eigenen Geschichte ist. So lange, dass die Übergänge verschwimmen – wo er aufhört und wo die eigenen Erinnerungen beginnen. Da ist dieses vertraute Lachen, die gemeinsamen Wege, die kleinen Rituale, die sich über Jahre ganz leise eingeprägt haben. Nichts daran war laut oder fordernd. Es war einfach da. Beständig. Warm. Für einen Moment hat sich etwas verschoben. Nicht abrupt, sondern kaum spürbar. Aus Vertrautheit wurde eine tiefere Nähe, aus Nähe ein Gefühl, das überraschend Raum bekam. Ein leises Ziehen im Inneren. Ein Wunsch, Augenblicke festzuhalten, Bedeutungen zwischen Worten zu finden, die vielleicht nur für diesen Moment existierten. Es war schön. Und genau darin lag seine Zartheit. Dann kam Klarheit. Ruhig, ehrlich, ohne Schärfe. Worte, die nicht wehgetan haben, sondern geordnet. Die etwas wieder an seinen Platz gerückt haben, ohne die Nähe zu nehmen. Das Gefühl durfte sich lösen, nicht weil es falsch war, sondern weil es gesehen wurde. Was geblieben ist, fühlt sich kostbar an. Diese Nähe, die trägt, ohne zu binden. Die Offenheit, die erlaubt, sich zu zeigen, ohne sich zu verlieren. Berührungen, Umarmungen, dieses kurze Verweilen – und danach das stille Zurückkehren in die eigene Welt. Und doch hat dieser Moment etwas hinterlassen. Dieses sanfte Pochen, das mich daran erinnert hat, dass mein Herz noch reagiert. Dass es wach ist. Empfänglich. Vielleicht war es nie dazu da, um mehr zu werden. Sondern um zu zeigen, wie lebendig sich Nähe anfühlen kann. Und dass Ehrlichkeit manchmal genau das ist, was ein Gefühl nicht kleiner macht – sondern wahr…

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry