..weil dich viel zu selten jemand fragt, wie du das alles hinbekommst.
Neulich saß ich in der Bahn auf dem Weg zu einem Treffen mit einer Freundin. Wie so oft nutzte ich die Zeit und stöpsel mir Musik ins Ohr – irgendwie mache ich das im Alltag viel zu selten. Das Lied kannte ich nicht und doch berührte es mich sehr. Es ging um jemanden, der früh aufsteht, sich um die Familie kümmert, den Haushalt macht, arbeiten geht, sich engagiert und eigentlich nie gefragt wird, wie das alles zu schaffen ist. Ich fand mich darin wieder, geht es mir seit vielen Jahren ähnlich. Doch nicht nur bei Alleinerziehenden wie mir, sondern auch in den meisten Familien gibt es oftmals eine gewisse Rollenverteilung, auch wenn sie aufgrund der vielen verschiedenen Lebenskonzepte nicht mehr ganz so klassisch ist: der Mann geht arbeiten während sich die Frau neben dem Job noch um Kinder, Haushalt, Einkauf und Finanzen kümmert. Uns alle vereint, dass genau diese „Nebentätigkeiten“ viel zu oft untergehen. Es ist so selbstverständlich geworden, das Hamsterrad läuft, doch wie es am Laufen gehalten wird, wird selten hinterfragt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es anstrengend ist – wir stehen früh auf, kümmern uns, sind immer da, trocknen Tränen, wenn es notwendig ist, geben Ratschläge, wenn danach gefragt wird und hören einfach zu, wenn wieder etwas Tolles passiert. Wir wuppen den Haushalt, kochen, putzen, waschen die Wäsche, haben die Termine im Blick und nebenbei gehen wir oft genug Vollzeit arbeiten, schließlich zahlen sich die Verbindlichkeiten nicht von Luft und Liebe. Jedes Zahnrad wird an die richtige Stelle platziert, damit das Uhrwerk läuft – egal ob Tag oder Nacht. Oftmals bewegen wir uns eigentlich an der Belastungsgrenze, doch Hilfe suchen wir selten, wollen stark sein, niemanden mit unseren Problemen behelligen und sehen ja immer wieder, dass unsere Eltern es doch auch irgendwie geschafft haben, alles unter einen Hut zu bekommen. Doch was wenige sehen: es kostet unfassbar viel Kraft. Manchmal, in einer ruhigen Minute, möchte ich mir die Decke über den Kopf ziehen und die ganzen Emotionen laufen mir in Strömen übers Gesicht. Inzwischen geh ich offen damit um – ich darf einfach nur auf dem Sofa liegen, der Nachwuchs sieht, dass ich nicht perfekt bin, ich weiß nicht auf jede Frage eine Antwort, sage auch mal, dass ich einfach grad kaputt bin, unsere Wohnung ist nicht immer pikobello aufgeräumt, manchmal greife ich auf Fertigprodukte zurück statt gesund zu kochen, ich wasche nicht täglich Wäsche, wenn ich keine Lust habe zum Staubsaugen, dann ist es auch okay und ja, ich applaudiere mir trotzdem. Wir schaffen so unfassbar viel und manches wird einfach gut, wenn wir es gut sein lassen…

Zuweilen macht es ja wohl nichts aus, wenn man seine Arbeit auf später verschiebt.
Antoine de Saint-Exupéry