Irgendwas bleibt..

..wenn Glück die Summe schöner Momente ist.

Neulich wurde ich gefragt, nach wem ich mich umsehen würde, wenn ich in einem Raum mit all den Menschen stünde, die mir in meinem bisherigen Leben begegnet sind. Kaum hatte ich die Frage gelesen, schoss mir ein Gedanke in meinen Kopf: meinen Opa. Ich nahm mir das Wochenende Zeit um darüber nachzudenken, aber dieser eine Gedanke ließ mich nicht los. Kurzzeitig fand ich mich gemein den Menschen gegenüber, die tagtäglich mein Leben bereichern – sei es durch ihre Anwesenheit, durch ein Gespräch oder einfach nur durch das Wissen, dass sie da sind. Vielleicht könnte man es „ein schlechtes Gewissen“ nennen, denn sie sind da und ohne sie wäre mein Leben wohl deutlich weniger schön. Aber genau die Tatsache, dass sie da sind, führte dazu, dass ich das vermeintlich schlechte Gewissen beiseite schob. Warum würde ich mich nun ausgerechnet nach meinem Opa umsehen? Ich nahm mir die Zeit auch das zu hinterfragen. Meinen Opa hab ich schlichtweg geliebt. Er gab mir nicht tausend Süßigkeiten, wenn ich zu Besuch war. Er war kein reicher Mann und überschüttete mich nicht mit Geschenken. Er gab mir etwas viel Wertvolleres: Erinnerungen. So gern denk ich daran, wie wir im Wohnzimmer saßen und Knöpfe sortiert haben, während eine Schallplatte mit den Hits von 1986 lief. Wie oft hat er mich beim Wettschwimmen im See geschlagen, bis ich tauchen konnte und feststellte, dass er nur so tat, als würde er schwimmen, weil er es nie gelernt hatte. Lange Zeit hatte ich ein Stück Watte in meiner Schatzkiste, weil er sie mir als Schneeflocke verkauft hat. Ein paar Briefe, die er mir schrieb, als ich in der vierten Klasse ohne Eltern auf Kur war, hab ich neulich erst wiedergefunden. Natürlich weiß ich nicht, wie er als Vater war, aber als Opa war er unbezahlbar. In meinen Augen hat uns ganz viel verbunden – unsere Liebe für die Menschen um uns herum, der kleine Schalk im Nacken, unser unbändiger Optimismus und die Tatsache, dass wir nie unser Lächeln verlieren, selbst wenn es mal schwere Zeiten gibt. So gern hätte ich ihn noch so viele Dinge gefragt, hätte gern noch ein Tänzchen mit ihm auf’s Parkett gelegt und ihm gezeigt, was aus mir geworden ist. Manche Menschen begleiten uns eine Weile, andere hingegen für immer, weil sie Spuren in unseren Herzen hinterlassen…

by KathiStrophe

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.

Jean Paul

2 Kommentare zu „Irgendwas bleibt..

  1. Liebe Kathi – und wieder eine Gemeinsamkeit. Ich habe meinen Opa auch sehr geliebt – er war ein strenger Vater aber unheimlich lieber Opa. Ein weiser, ruhiger Mann, von den ich die Liebe zur Natur, das Garteln und die Weisheit mitbekommen habe, das Ehrlichkeit und Zufriedenheit das größte Gut ist, das man leben kann.
    Kennst du das Lied von STS „Großvater“ – höre es dir mal an … Ich hab jedes Mal Tränen in den Augen, wenn ich es höre…
    „Großvater- magst du net obikomm‘ auf an schnellen Kaffee
    Großvater – ich möcht dir so vui sogen, wos I erst jetzt versteh,
    Großvater – du warst mein erster Freund und des vergiss I nie …
    Und als er gehen musste, hat er auf mich gewartet, bis ich mich von ihm verabschieden konnte…..
    liebe Grüße und schön, wieder etwas von dir gehört zu haben
    Kerstin

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    1. Liebe Kerstin, vielen Dank für deine Worte und den Tipp mit dem Lied. Ich werd es mir anhören. Ich fand auch die Frage an sich sehr interessant und war erstaunt, wie schnell ich eine Antwort für mich fand. Manche Menschen hinterlassen eben Spuren und Erinnerungen – das ist unheimlich wertvoll. Lass es dir gut gehen und hab einen schönen Sonntag….
      Liebe Grüße
      Kathi

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