Wenn du jetzt aufgibst…

..weil ich nicht immer alles selbst lösen muss.

Da stand ich nun, mit einem Kleinkind an der Hand, vor den Trümmern der Beziehung, in unserer neuen Wohnung. Es ist schon viele Jahre her, doch manchmal kommt es mir vor, als wäre es gestern. Ich war noch Studentin, hatte einen mit Mindestlohn bezahlten Nebenjob und hätte mir ohne die Unterstützung meiner Eltern nicht mal Möbel leisten können. Dass die kommende Zeit schwer werden würde, war mir klar, doch wie schwer sie wirklich wird, hab ich mir nicht ausmalen können. Selbst noch traurig über das Ende, musste ich dem Nachwuchs in den neuen Alltag helfen, Arbeiten gehen, den Haushalt schmeißen, das Studium beenden und Rechnungen bezahlen. Nach einigen schlaflosen Nächten spürte ich, wie nah ich meinen Grenzen war. Was nun? Der Stolz hinderte mich damals im Freundes- oder Familienkreis um Hilfe zu bitten, doch ich wusste, dass ich nicht mehr ewig durchhalten würde. Wie es der Zufall wollte, sah ich das Angebot für eine psychologische Beratung an meiner Universität. Ich überlegte hin und her, Scham stieg in mir auf, dass ich all das nicht allein bewältigen konnte und natürlich kämpfte ich mit den dummen Vorurteil, dass nur Menschen mit psychischen Problemen eine Beratung bräuchten. Noch heute belächel ich mein altes Ich wegen all der Vorurteile. Schlussendlich war ich mutig, wandte mich an die Beratungsstelle und bin noch immer glücklich mit dieser Entscheidung. Ein offenes Ohr von jemandem, der außen stand, tat unheimlich gut. Nach nur wenigen Terminen fühlte ich mich deutlich besser, gestärkt und gewappnet für all das, was noch kommen mochte. So wie ich damals, hadern immernoch viel zu viele Menschen damit, sich Hilfe zu suchen. Es scheint, als wären die Vorurteile nicht weniger geworden und das Thema fortwährend ein gesellschaftliches Tabu. Psychologen brauchen doch nur die, die eine psychische Krankheit haben und Beratung ist etwas für die Schwachen. Alle anderen kommen doch auch mit ihren Problemen klar, also warum sollte man selbst Hilfe beanspruchen? Tatsächlich jedoch ist es unheimlich mutig sich einzugestehen, nicht weiter zu wissen. Es zeugt von unfassbarer Größe, sich jemandem zu öffnen und Hilfe anzunehmen. Stärke bedeutet auch zu wissen, dass man nicht immer stark sein kann..

by KathiStrophe

Sei stark genug, um unabhängig zu bleiben. Sei klug genug, um zu erkennen, wann du Hilfe brauchst. Sei weise genug, um darum zu bitten…

Unbekannt

2 Kommentare zu „Wenn du jetzt aufgibst…

  1. Leider gibt es immer noch Menschen, die nicht verstehen, daß es nicht nur „sichtbare“ Krankheiten gibt, wenn die Seele krank ist, wird das oft nicht verstanden und erkannt. Gut, daß es dann Menschen gibt, die einem weiterhelfen, in dem sie „einfach nur da sind“, „einfach zur zuhören“ und oft „einfach weiterhelfen“ LG Kerstin

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    1. Liebe Kerstin,
      hab vielen Dank für deinen Kommentar. Auch ich finde, dass diese „unsichtbaren“ Krankheiten noch viel zu wenig thematisiert werden und sich Unterstützung zu holen oft abgewertet wird von der Gesellschaft. Dabei ist es manchmal unheimlich hilfreich, wenn man jemanden Außenstehendes an seiner Seite hat – da bekommt man nochmal einen ganz anderen Blickwinkel.
      Liebe Grüße
      Kathi

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