…weil Selbstbewusstsein nun mal nicht am Straßenrand wächst.
Wenn ich zurückblicke, dann war ich nie jemand, der gern im Mittelpunkt stand, aber das Reden vor Menschen fiel mir in jungen Jahren viel leichter. Ich hab mir damals weniger Gedanken gemacht, was Menschen über mich sagen, wie ich wirke oder ob jemand über meinen Versprecher lachen würde. Je älter ich wurde, umso mehr beschäftigte mich meine Außenwirkung. Was bei jedem schleichend in der Pubertät beginnt, war im Studium dann irgendwann wirklich hinderlich. Als ich meine Diplomarbeit verteidigte, konnte ich schon Tage vor dem Termin nicht richtig schlafen. Ich hatte Angst etwas falsches zu sagen oder nicht adäquat auf Fragen antworten zu können. All meinen Gedanken zum Trotz lief die Verteidigung gut, doch ich bin nicht gestärkt aus diesem Gespräch gegangen – die Angst blieb. Richtig hinderlich wurde das jedoch bei der Jobsuche. Ich erinner mich noch an mein erstes Gespräch: ein älterer Herr, der mich unfreundlich begrüßte, meine Bewerbung überflog, mir sagte, dass ich ja gar nicht qualifiziert für die Position sei und sich fragte, wo mein Abiturzeugnis geblieben ist. Vollkommen perplex stammelte ich ein paar Dinge und ging am Ende merklich enttäuscht nach Hause. Wie das immer so ist, kamen hinterher die schlagfertigen Gedanken, es sprudelte vor Sprüchen in meinem Kopf und ich fragte mich, warum ich das, was meine Freunde an mir so mögen, nicht auch in diesen Situationen kann. Die Erkenntnis war schlicht, aber naheliegend: mir fehlte das nötige Selbstbewusstsein. Ich nehm aus jeder Situation das Positive mit, nur mit mir selbst war ich damals noch nicht im Reinen. Stück für Stück begann ich mir zu sagen, dass ich gut bin so, wie ich bin. Ich schrieb mir regelmäßig auf, was meine Stärken sind und was ich kann. Vor einem Bewerbungsgespräch kramte ich meine Noitzen raus, las sie und merkte, wie ich immer sicherer wurde. Immer öfter begab ich mich in unliebsame Situationen, suchte die Konfrontation und mit jedem Mal kehrte ein Stückchen Mut zurück. Die Suche nach dem ersten Job dauerte lange, aber sie brachte mich am Ende nicht nur in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis, sondern vor allem zu einer selbstbewussteren Version von mir. Als ich beim meinem letzten Vorstellungsgespräch gefragt wurde, was ich in meinem Leben ändern würde, konnte ich ehrlich sagen, dass es nichts gäbe, denn all meine Erfahrungen, sowohl die guten, als auch die schlechten, haben mich zu der Person gemacht, die ich bin…

Es ist nicht deine Aufgabe mich zu mögen, es ist meine…
Byron Katie