..wenn aus Liebe Leid wird.
Wie viele andere auch, glaubte ich in jungen Jahren an die große Liebe. Nach der ersten Enttäuschung tauchte vor 20 Jahren ein vermeintlicher Prinz auf und es dauerte nicht lange, bis wir ein Paar wurden. Natürlich fällt irgendwann die typische rosarote Brille, doch das machte nichts – wir verstanden uns gut. Zumindest dachte ich das und zögerte nicht, nach dem Abitur mit ihm zusammenzuziehen. Ich hatte mein Studium, er seine Ausbildung und unsere Freizeit verbrachten wir gemeinsam. Irgendwann schlich sich der Trott ein, was ja durchaus schön sein kann. Ich verzichtete nicht darauf, meine Freunde zu treffen, doch ich merkte, dass sich Stück für Stück etwas änderte. Es begann mit kleinen Fragen, wo ich gewesen sei oder was ich gemacht hätte und ich antwortete, denn ich hatte nichts zu verbergen. Immer öfter musste ich mir Vorwürfe gefallen lassen, dass ich doch mit anderen Männern zusammen gewesen sei und ihn hintergehen würde. Nichts davon stimmte, denn ich bin auch heute noch ein treuer Mensch. Ich verstand nicht, warum er an mir zweifelte, denn ich war immer ehrlich. Doch je weiter unsere Beziehung fortschritt, umso schlimmer wurde es. Als er mich schlussendlich bei einer Verabredung ungefähr 50 Mal in einer Stunde anrief, ertrug ich all das nicht mehr. Ich hatte genug von den Rechtfertigungen, ich hatte genug von der Kontrolle und ich hatte genug von ihm. Viel zu lange hatte ich versucht, das in vernünftige Bahnen zu lenken, ihm die Sorge zu nehmen, hab die Beleidigungen und die Vorwürfe ertragen, unendliche viele Tränen geweint und beschloss, das zu beenden. Erstaunlich einsichtig zeigte er sich zunächst und ich begab mich auf die Suche nach einer eigenen Wohnung. Aufgrund des Mietvertrages mussten wir uns noch einige Zeit die Wohnung teilen, ich schlief auf dem Sofa und war doch verwundert, wie reibungslos das lief – als hätte er es akzeptiert. Doch das war mehr Schein als Sein und ich musste auf bittere Weise lernen, wie naiv ich war. Eines abends hatte er schon ein paar Bierchen getrunken, ehe er mit der Bitte an mich herantrat, noch ein Mal mit ihm in die Kiste zu hüpfen. Völlig absurd fand ich die Idee und fragte ihn, was in ihn gefahren sei. Seiner Meinung nach könne ich ja auch ihm dienlich sein, wäre es doch bei anderen ebenso problemlos. Da waren sie wieder, die haltlosen Vorwürfe. Je mehr ich mich weigerte, umso näher kam er, bis er schließlich versuchte, sich auf mich zu legen. In Panik griff ich um mich und bekam irgendwann mein Handy zu fassen – wie gut doch so ein altmodischer Knochen sein kann. Ein Schlag später ließ er von mir ab, grummelte etwas in sich hinein und ging. Ich war schockiert, hatte Tränen in den Augen, fühlte mich beschämt, doch noch mehr schockiert mich später, dass er sich an nichts erinnert haben wollte. Damals waren solche Themen noch nicht so bekannt und so versuchte ich es mit mir selbst auszumachen. „Eigentlich war doch gar nichts passiert“ sagte ich mir viel zu oft. Erst Jahre später merkte ich, was da tatsächlich geschehen war, wieviel Glück ich hatte und dass es mir half darüber zu reden. Ich verstand, dass ich mir keine Schuld dafür geben muss und lernte, mit dem Erlebten umzugehen. Zunächst wollte ich all diese Dinge gedanklich entsorgen, doch dann beschloss ich, sie aufzubewahren, um mich in schweren Zeiten daran zu erinnern, dass ich an ihnen nicht zerbrochen bin..

Als Kind glaubten wir, die Monster seien unter unserem Bett. Heute wissen wir: sie sind in den Menschen..
Unbekannt