..weil Lügen so viel kaputt machen können.
Oft genug stand ich in meinem Leben mit der Erkenntnis zusammen, betrogen worden zu sein und auch heute, viele Jahre danach, kann ich den Schmerz nachempfinden. Was für mich dabei am schlimmsten war, war nicht mal der tatsächliche Fehler, sondern das Lügengerüst, was darum gebaut wurde. Es gab Zeiten, in denen mein Bauchgefühl mir ganz klar signalisierte, dass etwas nicht stimmt und ich sprach mit vermeintlichen Freunden darüber – allesamt taten mein ungutes Gefühl als Hirngespinnst ab. Wie ich später erfuhr, hatten sie keine andere Wahl, denn sie gehörten zu den Stützpfeilern des Gerüsts. Als die Wahrheit sich ihren Weg bahnte, brach nicht nur meine Beziehung zusammen, sondern der ganze Kreis darum auch. Das Gefühl, dass alle es wussten und mich wissentlich belogen haben, lässt sich kaum mit Worten beschreiben. Bis heute verstehe ich nicht, wie man Menschen, die einem wichtig sind, in die Augen schauen und ihnen Geschichten auftischen kann. Wohl weiß ich, dass ein vermeintlicher größerer Schaden vermieden werden sollte, doch am Ende ist das nicht der Fall. Jeder, dem einmal ein richtig großer Bär aufgebunden wurde, wird verstehen, was ich meine. Mag für den Moment der Lüge alles gut sein aber die Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Wahrheit schlussendlich immer ihren Weg findet und das Vertrauen anschließend unwiederbringlich zerstöhrt ist. Selbst wenn man im Nachgang versucht, seine Geschichte neu zu sortieren oder zu erklären, hat sich über diesen zwischenmenschlichen Beziehungen immer ein Sturm zusammengebraut, dessen Ausbruch nur eine Frage der Zeit war. Natürlich bin auch ich nicht frei von Fehlern und ich erwarte es nicht von anderen, aber weil ich zu meinen Fehler stehe, war ich viel zu oft in der trügerisch Annahme, die anderen würden es auch tun. Schmerzlich lernte ich, dass das nicht bei jedem der Fall ist. Damals war ich tief verletzt, fühlte mich unendlich einsam und mein Selbstwert litt unter dieser Situation – ich gegen den Rest der Welt. Mit der Zeit verebbte dieses Gefühl und ich fand meinen Umgang damit. Ich begann mich zu distanzieren und wie der Zufall es so wollte, traf ich auf meinem Weg Gleichgesinnte. Auch wenn es nur eine Handvoll ist, umgebe ich mich inzwischen mit Menschen, die wahre Worte sprechen. Sie sagen mir nicht das, was ich hören will, sondern das, was ich hören muss…

Die Freundschaft, die von der Lüge lebt, stirbt bei der ersten Wahrheit…
Hildegard Knef
Danke für diesen tiefen Einblick in dein Leben. Ich vereinfache aktuell mein gesamtes Leben. Viel zu viel Ballast habe ich gesammelt. Vor allem das Leben fremder Menschen war meine Arbeit. Nun kümmere ich mich endlich auschließlich um meines. Wahrheit ist unfassbar schwer, wenn die Gesellschaft Menschen für unsichtbare innere Arbeit sanktioniert.
Mentale Gesundheit ist heute heute wichtiger denn je.
Was ist Wahrheit?
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Vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, dass du für dich entschieden hast, dich selbst wieder mehr in den Fokus zu rücken – viele vergessen es im Hamsterrad des Alltags. Wahrheit definiert wohl jeder für sich selbst. Für mich bedeutet es, eben auch Unbequemes ansprechen zu können und nicht nur das, was jemand hören möchte.
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